Bericht über unseren Händlerkunden VESBAR

Vespa – eine Weltanschauung der besonderen Art

23. März 2009 [ Kein Kommentar ]

In einer kleinen Straße des Münchner Stadtteils Ramersdorf werden Wünsche wahr. Wünsche nach einer Original-Vespa aus der Vergangenheit, in der Roller fahren genauso aktuell war, wie es heute wieder ist. Jörg Steinmetz hat sich vor etwas mehr als drei Jahren seinen Traum erfüllt: den eigenen Laden namens vesbar, in dem alte Vespas restauriert und verkauft werden. Mit leuchtenden Augen erzählt der gebürtige Ingolstädter und studierte Innenarchitekt, dass er bereits als Jugendlicher von alten Vespas begeistert war und diese auch selbst reparierte.

Und diese Begeisterung zeigt sich in jedem Winkel des kleinen Ladens: Kleinode aus der italienischen Roller-Produktion, meistens aus den sechziger Jahren, warten entweder frisch lackiert oder mit der Patina der vergangenen 40 Jahre auf einen Käufer. Und die lassen nicht lange auf sich warten, etwa 150 Vespas wechselten im vergangenen Jahr den Besitzer. Aber nicht jeder, der sich in die Aribonenstraße begibt, darf eine Vespa bald sein Eigen nennen. Jörg Steinmetz achtet gemäß seiner Philosophie, dass eine Vespa nur in gute Hände geraten darf, ganz genau auf die Einstellung des Interessenten. „Denn“, so Steinmetz, „eine Vespa ist ein langlebiges Produkt und ich möchte, dass man eine Vespa nicht deswegen kauft, weil sie gerade hipp ist, sondern weil damit ein Stück Lebensqualität erworben wird, das nicht nach kurzer Zeit wieder auf dem Markt landen soll.“

Die Philosophie des 35-jährigen verbietet ihm auch, jemals neue Vespas zu verkaufen. Voller Entrüstung verneinte er die Frage, ob er sich vorstellen könne, die neuen Modelle anzubieten. „Weder verkaufe ich diese Plastikteile, noch werden sie von uns repariert.“ Ähnlich wie bei einer Metzgerei wird schon auf der Webseite mit dem Schild „wir müssen draußen bleiben“, auf die Ausschließlichkeit der Serviceleistungen für ältere Vespas hingewiesen.

Der meist verkaufte Typ bei vesbar ist die Vespa 50, der Klassiker von Piaggio, der das erste Mal 1963 italienische Straßen und Plätze eroberte. Der Roller durfte damals schon ab 14 Jahren bewegt werden und das ohne Führerschein und Kennzeichen, ergo das ideale Fortbewegungsmittel für Italiens Jugend. Heutzutage werden diese schwächer motorisierten 50er mit einem Versicherungskennzeichen versehen und dürfen so von allen PKW-Führerscheinbesitzern gefahren werden. Aber auch die stärker motorisierten Vespas mit 125, 150 oder 200 ccm haben ihre Fans: so sind die 125 Primavera, die Sprint Veloce oder die Rally 200 ebenfalls Objekte der Begierde.

Mittlerweile ist die Beschaffung der Vespas nicht mehr ganz so einfach. Fuhr man vor ein paar Jahren nach Italien, stand fast auf jedem Hof und in jeder Garage eine Vespa und die Besitzer waren dankbar, wenn die alte Mühle abgeholt wurde. Seit einiger Zeit fahren bestens organisierte Händler aus Großbritannien und den Niederlanden nach Italien und zahlen fast jeden Preis. So ist es nicht verwundernswert, dass für fast schon im Schrottzustand befindliche Vespas zwischen 600 und 1.000 Euro auf den Tisch geblättert werden.

Rechnet man dann die Kosten einer Vollrestauration dazu, nach Angaben von Jörg Steinmetz werden dafür etwa 30 Arbeitsstunden und 400 Euro Material benötigt, sind Verkaufspreise zwischen 2.500 und 3.000 Euro absolut gerechtfertigt. Als Zuckerchen obendrauf gibt es bei vesbar eine Garantie von einem Jahr und ein kleines Reparaturkit mit einem Multifunktionsschlüssel für Zündkerze, Radmutter und Tank, einer Zündkerze, 2 Glühbirnen sowie Schalt- und Kupplungsseil.

Die Gemeinde der Vespa-Fahrer aus dem Dunstkreis der vesbar trifft sich regelmäßig zu Ausfahrten, die wichtigste Veranstaltung ist wie schon seit Jahren die Vespa Word Days (ehemals Eurovespa), die 2009 in Zell am See vom 11. – 14.6. stattfindet. Jörg Steinmetz wird wohl auch in diesem Jahr mit einer Gruppe Gleichgesinnter dabei sein.

 

Quelle: http://wirtschaftsplatz.mediaquell.com/2009/03/vespa-eine-weltanschauung-der-besonderen-art-990553/